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DAAB - Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
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Asthma, COPD und SARS-CoV-2: Nicht jeder ist ein Risikopatient

 /  Marina Oppermann

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e.V.(BdP) haben eine aktualisierte Stellungnahme zur Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen für schwere Verläufe bei einer Corona-Infektion herausgegeben und dazu eine Pressekonferenz veranstaltet. Der DAAB stellt daraus wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen für Patienten mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD vor.

Es geht dabei nicht um das Risiko für eine Corona-Infektion, sondern um das Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Infizieren kann sich jeder Mensch. Es wird generell geraten:

  • die empfohlenen Hygieneregelungen (AHA + L: Abstand, Hygiene, Atemschutz + Lüften) dort einzuhalten, wo es geboten ist.
  • unnötige Kontakte mit anderen Personen zu vermeiden
  • möglichst das Rauchen aufzugeben
  • sich häufiger zu bewegen und beispielsweise Spaziergänge an der frischen Luft zu unternehmen

Corona-Fakten zu schweren Verläufen

  • Schwere Verläufe (< 5 Prozent aller Infizierten) zeigen sich erst nach etwa einer Woche (7-10 Tage nach Beschwerdebeginn). Von zunächst relativ milden Beschwerden hin zu zunehmender Luftnot und Atemversagen. Nur in Ausnahmefällen gibt es sehr rasche Verschlechterungen. Alarmsignale für schwere Verläufe sind Luftnot, beschleunigte Atmung und/oder ein Abfall der Sauerstoffsättigung unter 94 Prozent.
  • Bei weniger als 25 Prozent der Patienten, die ins Krankenhaus kommen, ist eine intensivmedizinische Behandlung und Beatmung notwendig. Neben einer Lungenentzündung kann es bei schweren Verläufen zu ausgeprägten Schäden an den Lungengefäßen, Blutgerinnseln (Thrombosen) sowie zu einem Multiorganversagen kommen.
  • Größter Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion ist Höheres Alter. Das Risiko für einen tödlichen Verlauf steigt ab der 6. Lebensdekade immer weiter an und ist bei 80-jährigen Menschen um mehr als das 20-fache im Vergleich zu 50-jährigen Menschen erhöht.

Weitere nachgewiesen Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Männliches Geschlecht
  • Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Herz-Kreislauferkrankungen

Andere Risikofaktoren für schwere Verläufe nach aktueller Einschätzung:

  • Chronische Nieren- und Lebererkrankungen
  • Zerebrovaskuläre (betrifft Blutgefäße des Gehirns) /Neurologische Erkrankungen
  • Tumorerkrankungen
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Fortgeschrittene interstitielle Lungenerkrankungen (Lungenfibrose, Sarkoidose)
  • Vorliegen einer Immunschwäche /Therapie mit Immunsuppressiva

Mehr als eine chronische Erkrankung bzw. mehr als ein Risikofaktor erhöht das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich.
Patienten in Pflegeheimen sind aufgrund ihres hohen Alters und des häufigen Vorliegens mehrerer chronischer Erkrankungen besonders stark zur Risikogruppe zu zählen.

Nur Asthma: Kein erhöhtes Risiko

Asthma  - gleich welchen Schweregrades - ist laut der aktuellen Studienlage kein eigenständiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Individuelle zusätzliche Risikofaktoren wie weitere Erkrankungen müssen aber beachtet werden.
Professor Dr. med. habil Marek Lommatzsch (Oberarzt der Abteilung für Pneumologie des Zentrums für Innere Medizin der Universitätsmedizin Rostock und Hauptautor der aktualisierten Stellungnahme) weist darauf hin:
„Es gibt Hinweise darauf, dass hoch dosierte inhalative Steroide, ebenso wie eine systemische Steroidtherapie (Cortison-Tabletten) das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen.“

  • Asthma-Patienten mit niedrig- oder mittelhochdosierten inhalativen Cortison-Medikamenten (dies betrifft die übergroße Mehrheit aller Patienten mit Asthma) sollen ihre antientzündlichen Cortison-Medikamente zur Inhalation weiterhin einnehmen und ein gut eingestelltes Asthma anstreben. Diese Cortison-Medikamente sind im Hinblick auf eine Corona-Infektion unbedenklich.
  • Eine Anpassung kann bei sehr hoch dosierten inhalativen Cortison-Medikamenten oder der Einnahme von Cortison-Tabletten notwendig werden. In diesen Fällen wird eine Umstellung auf eine Therapie mit sogenannten Biologika empfohlen.

Sollten Sie zu Ihrer Asthma-Medikation Fragen haben, erkundigen Sie sich dazu bitte bei Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

Nur COPD: Mäßig erhöhtes Risiko Aber häufig höheres Risiko durch bestehende Begleiterkrankungen

COPD-Patienten haben nach aktuellem Kenntnisstand ein mäßig erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion. Liegt aber gleichzeitig eine Herz-Kreislauferkrankung vor, ist das Risiko deutlich erhöht.
Professor Dr. med. Michael Pfeifer (Universität Regensburg, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Klinik Donaustauf und der Klinik für Pneumologie und konservative Intensivmedizin, KH Barmherzige Brüder, Regensburg und Präsident der DGP) erklärt:
„Hier liegen jedoch häufig Begleiterkrankungen und zusätzliche Risikofaktoren vor, deren Effekt nur schwer von dem der Lungenschädigung zu trennen ist. Die Patienten seien meist älter, viele wiesen auch Herz-Kreislauf-Risikofaktoren auf – „allein dadurch ist das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich erhöht.“

  • Rauchern mit einer COPD-Erkrankung wird dringend geraten das Rauchen zu beenden.
  • Die leitliniengerechte inhalative Therapie soll laut der Stellungnahme der DGP und der BdP generell fortgeführt werden. Auch eine Bluthochdrucktherapie oder die Therapie mit ACE-Hemmern oder sogenannten Sartanen sollte weiter erfolgen.
  • Eine Pneumokokken-Impfung wird, falls noch nicht erfolgt, nachdrücklich empfohlen.

Die aktualisierte Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und des Bundesverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e.V. (BdP) mit weiteren Beispielen zu verschiedenen chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen kann hier eingesehen werden: https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/Presse/20201126PM_DGP_Aktualisierte_Risikoeinscha__tzung.pdf

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