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Sabine Schnadt Ihr Einsatz für Menschen mit Anaphlaxie

Sabine Schnadt Ihr Einsatz für Menschen mit Anaphylaxie

 /  Marina Oppermann

Sabine Schnadt war unsere erste wissenschaftliche Mitarbeiterin für Nahrungsmittelallergien und ist seit 28 Jahren beim DAAB beschäftigt. An der Fachhochschule in Mönchengladbach studierte sie Ernährungswissenschaften und schrieb ihre Diplomarbeit über Kuhmilchallergie im Säuglings- und Kleinkindalter. Seit 1993 berät sie beim DAAB Patient*Innen mit Nahrungsmittelallergien, seit nunmehr 16 Jahren mit dem Schwerpunkt Anaphylaxie (schwere allergische Reaktionen).
Sie erinnert sich: 

„Der Fokus auf Anaphylaxie ergab sich 2005 aus einem Treffen, das - initiiert von einer amerikanischen Patientenorganisation - zum Ziel hatte, den Austausch von Organisationen im Bereich Nahrungsmittelallergien zu fördern und ein weltweites Netzwerk zu gründen: die International Food Allergy and Anaphylaxis Alliance. Ich war für den DAAB mit damals 10 weiteren Vertretern dabei. Heute sind Vertreter aus 30 Ländern an diesem Netzwerk beteiligt. Das Einrichten der DAAB Warnhinweise www.daab.de/daab/projekte/allergen-hinweise/ oder die Entwicklung von Anaphylaxie-Notfallplan und -Pass sind einige Beispiele, die hieraus entstanden sind. 

Ich bemerkte in meiner Beratungspraxis, dass Patienten sehr unterschiedliche Empfehlungen zur Notfall-Behandlung ihrer Nahrungsmittelallergie bekamen. Einheitliche Vorgaben und Hilfsmittel existierten nicht. Daher habe ich – nach dem Vorbild anderer Länder – die Entwicklung des Deutschen Anaphylaxie-Notfallplans initiiert, der inhaltlich mit der zeitgleichen Entstehung des Anaphylaxie Passes unter Einbindung aller ärztlichen Fachgesellschaften abgestimmt wurde. Beide Dokumente geben heute ein einheitliches Vorgehen zur Soforthilfe an und haben Einzug in die medizinische Leitlinie gefunden. Ich hoffe, dass wir hierdurch dazu beigetragen haben, mehr Klarheit nicht nur für Patienten selber, sondern auch für deren Betreuer - z.B. in Kita und Schule -und auch für Fachleute zu vermitteln.“

Neben Mitarbeit in medizinischen Leitlinien, wo Sabine Schnadt die Patientensicht vertritt, arbeitete sie auch bei der Entwicklung der Anaphylaxie Schulung mit, die 2006 initiiert wurde. Das AGATE Anaphylaxie-Schulungsprogramm wurde als multidisziplinäres Training für Patienten und deren Angehörige gemeinsam mit Allergologen, Notärzten, Psychologen, Ernährungsfachkräften und unserer Mitarbeiterin entwickelt. Da Schulungszentren aufgrund der fehlenden einheitlichen Kostenübernahme durch die Krankenkassen leider nicht flächendeckend verfügbar sind, hat Sabine Schnadt vor sieben Jahren DAAB Anaphylaxie-Online-Seminare sowohl für Mitglieder als auch für Erzieher*Innen und Lehrer*Innen ins Leben gerufen. Ein Service, der bislang jedes Jahr angeboten wird, um mehr Wissen und Bewusstsein für die Erkrankung bei Patienten und Eltern und auch in Kita und Schule zu verbreiten. 

Auch auf politischer Ebene setzt sich Sabine Schnadt für diese Themen ein, wie etwa im Rahmen einer Anhörung im Bundestag, die im letzten Jahr durch Bündnis 90/ Die Grünen initiiert wurde oder in Gesprächen mit den Verbänden, die Erste-Hilfe Schulungen anbieten, insbesondere im Hinblick auf die Vermittlung der Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors als Maßnahme der Ersten Hilfe bei Anaphylaxie.
Neben der politischen Arbeit, Mitarbeit in Leitlinien, Gremien und Schulungen ist das Gespräch mit den Menschen, die eine schwere Nahrungsmittelallergie haben oder als Eltern und Betreuern betroffen sind, zentraler Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Die Themen in der Beratung umfassen unter anderem: 

  1. die geeignete Diagnose und was dafür notwendig ist
  2. Maßnahmen zur Soforthilfe im Notfall inklusive Information zu den Medikamenten, insbesondere zu den Anaphylaxie Autoinjektoren 
  3. die Vermeidung von Allergieauslösern: Wie erkenne ich sie und wo gibt es Stolpersteine bei der Lebensmittelkennzeichnung/-Information 
  4. das Alltagsmanagement mit der Versorgung von anaphylaxiegefährdeten Kindern im privaten Umfeld, in KITA und Schule und auf Reisen

Der Großteil der Ratsuchenden sind Eltern von Kindern mit schwereren Allergien, aber auch erwachsene Patienten, Mitarbeiter*innen in Kita und Schule, Lebensmittelhersteller oder Ernährungsfachkräfte. Hier vermittelt Sabine Schnadt sinnvolle Maßnahmen, um ein sicheres Umfeld zu gestalten und hilft bei der Risikoeinschätzung.

Die Anzahl der Anfragen hat im Laufe der 28 Jahre zugenommen und sie werden immer komplexer. Darum gibt es beim DAAB mittlerweile ein ganzes Team, welches Anfragen rund um Lebensmittelallergien beantwortet. 

Danach gefragt, was ihre Arbeit ausmacht, sagt Sabine Schnadt: „Jeder einzelne Mensch, mit dem ich spreche, hat seine Geschichte. Für mich geht es darum, jeden mit seinen Fragen da abzuholen, wo er oder sie steht. Mich stört, wenn ich höre oder erfahre, dass Patienten mit ihren Anliegen und Erfahrungen nicht ernst genommen werden. Gleichzeitig möchte ich versuchen, Angst zu nehmen durch Aufklärung und Beratung, die sich auf den neuesten Stand der Wissenschaft stützt. Gerade beim Thema „Anaphylaxie“ handelt es sich immer um eine Gratwanderung zwischen Bewusstsein schaffen ohne gleichzeitig Angst zu machen und damit – insbesondere durch Dritte - Ablehnung und Ausgrenzung hervorzurufen. Das betrifft die individuelle Beratung von Eltern, genauso wie Gespräche mit Betreuern oder bei übergeordneten Treffen mit Entscheidungsträgern in Politik und Medizin. Patienten eine Stimme zu geben, macht mir besondere Freude, sei es auf politischer Ebene, in Forschungsprojekten, gegenüber der Industrie oder bei Medizinern. Ich bin dankbar, wenn ich Menschen und Familien, die mit einem Anaphylaxie-Risiko leben, unterstützen und ihnen im Gespräch einen neuen Blickwinkel oder eine neue Perspektive eröffnen kann.“ 

Möchten Sie die Arbeit des DAAB zum Thema Anaphylaxie unterstützen und uns helfen, diesen Weg weiterzugehen? 
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