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Zöliakie Wenn Getreide wirklich krank macht!

Eine Zöliakie ist eine immunologische Erkrankung des Dünndarms, die ein Leben mit einer strikten glutenfreien Ernährung erfordert. Das in heimischen Getreidesorten Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen enthaltenen Eiweiß Gluten löst eine Entzündungsreaktion im Darm aus und es kann zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen, die überwiegend nicht nur den Darmtrakt betreffen.

Häufigkeit:

Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass im Durchschnitt etwa einer von 1.000 Menschen in Deutschland von Zöliakie betroffen ist. Neuere Screening-Untersuchungen zeigen aber, dass die Häufigkeit bei 1:200 bis 1:300 liegt. Bei der Zöliakie spielen erbliche Faktoren eine Rolle. Familienangehörige ersten Grades eines Zöliakie-Patienten haben ein zehnfach höheres Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken als die Normalbevölkerung. Aber auch das Immunsystem und Umweltfaktoren beeinflussen die Entstehung. Der genaue Zeitpunkt des Ausbruchs bleibt oft unklar, da das Krankheitsbild sich meist schleichend zeigt und in der ärztlichen Praxis aufgrund seiner Vielfalt an Symptomen immer noch zu selten erkannt wird.

Gesunder Darm – kranker Darm

Die Beschwerden bei Zöliakie können vielfältig sein:

  • Im Kindesalter sind die Leitsymptome eher durch chronische Bauchschmerzen, Durchfälle und Blähungen gekennzeichnet. In circa 50-80% der Fälle treten allerdings keine typischen Darmbeschwerden auf.
  •  Im Erwachsenenalter verläuft die Zöliakie meist atypisch. Auffällige Laborwerte (insbesondere im Eisenstatus bzw. Leberwerte) zeigen sich ebenso wie Fertilitätsstörungen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, plötzlicher Gewichtsverlust, Gelenkbeschwerden, Müdigkeit, schlechte Laune, Depressionen, teigige Haut. Bei fortgeschrittenen Stadien können Wachstumsstörungen, Osteoporose, Untergewicht, Folsäuremangel und eine Eisenmangelanämie auch zum klinischen Spektrum der Zöliakie gehören.

Gold-Standard Diagnose

Um eine Zöliakie sicher zu diagnostizieren, muss der Patient eine Dünndarmspiegelung mit Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) durchführen lassen. Vor einer solchen Dünndarmspiegelung darf in keinem Fall versuchsweise eine glutenfreie Kost durchgeführt werden, da die Untersuchungen dann nicht ausgewertet werden können. Ideal und sicher ist eine kontinuierliche glutenhaltige Kost mindestens 3 Monate vor dem Untersuchungstermin. Bei der Biopsie ist unbedingt darauf zu achten, dass laut medizinischer Leitlinie zur Zöliakie, sechs tiefe Biopsien aus dem Duodenum (Zwölffingerdarm) entnommen werden und nicht, wie bei einer normalen Biopsie, nur ein bis zwei.

Diese Vorgehensweise und die Bestimmung von speziellen Antikörpern sichern die Diagnose ab:

  • Antikörperscreening (IgA-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase (TTG) und/oder
  • Endomysium (EmA)
  • Gesamt-IgA-Konzentration im Serum (bei IgA-Mangel IgG-Antikörper gegen TTG und deamidierte Gliadinpeptide).

Erst wenn dieser TRIAS gesichert und auffällig ist, dann ist die Diagnose eindeutig und verlangt eine lebenslange Umstellung der Ernährung. Die üblichen Formen der Zöliakie sind so ganz klar zu diagnostizieren.

Diagnose-TRIAS der Zöliakie im Überblick:

1. Glutenbelastung über ideal 3 Monate

2. Laborparameter IgA Transglutaminase erhöht unter Ausschluss eine IgA Mangels

3. Sechs Biopsien aus verschiedenen Abschnitten des Duodenums.

Ernährungsumstellung

Die Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung ist nicht ganz einfach. Immer wieder gibt es auch Rückschläge, ärgerliche Erfahrungen oder Durchhänger bei der Einhaltung dieser Ernährungsform. Eine glutenfreie Ernährung, vorausgesetzt sie wird im Rahmen einer individuellen Ernährungstherapie mit einer Ernährungsfachkraft besprochen und ausgewogen gestaltet, verursacht keinen Mangel an Nähr- oder Mineralstoffen und kann ebenso gut schmecken wie eine normale Kost. Das Motto für Zöliakie-Betroffene sollten sein: „Nehmen Sie die Herausforderung an und leben Sie glutenfrei.“

Glutenfrei – ein Leben lang !

Die Behandlung dieser Krankheit erfolgt durch eine individuelle Ernährungstherapie und besteht in einer lebenslangen strikten Elimination des krankheitsauslösenden Eiweißes (Gluten) aus der Ernährung.

Das bedeutet:

  • Die heimischen Getreidesorten Weizen, Gerste, Dinkel und Roggen sowie Produkte daraus müssen komplett aus der Kost ausgeschlossen werden.
  • Erlaubt sind glutenfreie Produkte und Mehle aus Mais, Hirse, Buchweizen, Reis, Soja, Quinoa, Amaranth, Kichererbsen und Teff. Hier sollten ganze Körner (sortenrein) bevorzugt werden, um einen Fremdeintrag zu vermeiden.
  • Für Hafer gibt es Sonderempfehlungen: Handelsüblicher Hafer und Produkte daraus sind zu vermeiden. Hafer, der als glutenfrei ausgezeichnet ist, kann verwendet werden. Es gibt allerdings kritische Stimmen in der Wissenschaft, ihn erst in die Ernährung aufzunehmen, wenn die zöliakie-spezifischen Antikörper im Normbereich sind

Durch die konsequente Einhaltung der glutenfreien Diät gelingt der Wiederaufbau der abgeflachten Dünndarmschleimhaut meist relativ schnell. Dennoch muss die Diät lebenslang eingehalten werden, da die Unverträglichkeit des Getreideeiweißes nicht heilbar ist. Diätfehler lösen kurzfristig nicht zwangsläufig Symptome aus, können aber längerfristig zu schweren Darmstörungen führen. Zudem bleibt das Krebsrisiko erhöht.

TIPPS!

  • Dinkel, Emmer und Kamut als Urformen des Weizens und Grünkern (unreif geernteter und gedarrter Dinkel) enthalten ebenfalls Gluten!
  • Vor der Dünndarmspiegelung darf in keinem Fall versuchsweise eine glutenfreie Kost durchgeführt werden, da die Untersuchungen dann nicht ausgewertet werden können. Und: Ein positiver Allergietest spezifisches IgE auf Gluten ist kein Diagnoseparameter für eine Zöliakie.
  • Betroffene mit dem Verdacht auf Zöliakie benötigen einer Begleitung und Beratung durch ein erfahrenes Team aus Arzt und einer allergologisch gastroenterologisch versierten Ernährungsfachkraft.

Spezialprodukte

Für die glutenfreie Ernährung gibt es speziell hergestellte Lebensmittel, bei denen statt der glutenhaltigen Getreidesorten glutenfreie Rohstoffe verwendet werden. Glutenfreie Spezialprodukte erkennen Sie an dem Symbol einer durchgestrichenen Weizenähre (lt. Gesetzgeber < 20 ppm oder 20 mg Gluten/kg Trockenmasse) oder dem Aufdruck "glutenfrei". So müssen Patienten nicht verzichten, sondern können Alternativen nutzen. Aber auch hier gilt etwas Vorsicht und Augen auf beim Einkauf:

Viele dieser Ersatzprodukte enthalten reichlich Zusatzstoffe, Verdickungsmittel, Geliermittel und weisen einen hohen Anteil an Kohlenhydraten und Stärke auf. Ob diese Spezialprodukte allerdings auch ernährungsphysiologisch sinnvoll sind, wird immer mehr in Zweifel gezogen. Die Qualitätsunterschiede sind riesig genauso wie die Preisspannen.

Glutenfreie Produkte im Überangebot: Garant für weitere Unruhe im Darm!

Tatsächlich geht es Menschen mit Zöliakie ohne Gluten besser und die Glutenfreiheit ist der einzige Weg einer sinnvollen Therapie. Die Gefahr liegt aber im Detail. Werden glutenhaltige Lebensmittel einfach nur gegen glutenfreie Lebensmittel ausgetauscht, kann der Körper mit weiteren Verdauungsbeschwerden reagieren. Es kommt nicht selten zur Verstopfung. Durch die Vielzahl der heutigen glutenfreien Lebensmittel verbergen sich leicht zu viel Stärke und zu viele Kohlenhydrate im täglichen Kostplan: Glutenfreies Brot- und Müslivariationen zum Frühstück, mittags eine glutenfreie Nudelkreation, die dann mit einem Stück glutenfreiem Kuchen am Nachmittag und einer abendlichen Brotmahlzeitt gekrönt wird. Und wer seinen Körper kennt weiß, dass ein Übermaß an Kohlenhydraten nicht nur dick macht und Blutzuckerturbulenzen verursacht, sondern auch für „dicke Luft“ im Darm sorgt: Blähungen, festsitzende Luft und wechselnde Stuhlgänge sind dann vorprogrammiert. Eine glutenfreie Ernährung, die mit einer Ernährungsfachkraft gestaltet wird, vermeidet solche Fehlentwicklungen.

Achtung:
Eine Zöliakie ist strikt zu trennen von einer Weizenallergie und einer  Nicht-Zöliakie-Gluten-/Weizen-Sensitivität.

Tipp:
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) informiert Sie gerne auch im persönlichen Gespräch zum Thema Zöliakie. Für DAAB-Mitglieder bietet das DAAB-Wissenschaftsteam eine detaillierte Beratung an, beispielsweise können Sie sich, neben vielen anderen Fragen, die das Thema Darmbeschwerden betreffen, auch über Allergien und andere Unverträglichkeiten informieren. Für Mitglieder veranstalten wir auch regelmäßige Webinare (Online-Seminare), bei denen Sie Experten Fragen stellen können. Im gesamten Bereich der Allergien und Atemwege tut sich zurzeit einiges, sei es an neuen Diagnoseverfahren, neuen Medikamenten und auch neuen Empfehlungen und Erkenntnissen.

Der DAAB ist in vielen Forschungsprojekten eingebunden und so international mit Verbraucher- und Fachverbänden vernetzt. Als Mitglied erfahren Sie daher sehr schnell, welche neuen Ansätze es gibt. Aktuelle Artikel mit vielen Tipps für den Alltag, Marktchecks, in denen wir Produkte, die für Allergiker ausgelobt werden, überprüfen, Informationen über neue Behandlungsmöglichkeiten lesen Sie als DAAB-Mitglied regelmäßig im DAAB-Magazin „Allergie konkret“.

Die Gefahren einer glutenfreien Kost

Die Empfehlung und die Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung ohne zweifelsfreien Ausschluss der Zöliakie birgt Gefahren für die Betroffenen und gilt unter den Wissenschaftlern als Behandlungsfehler!  Die Zöliakie als lebenslange immunologisch hochkomplexe Erkrankung bedarf zur Diagnose eine sichere Glutenbelastung, da sie sich bezüglich ihrer Beschwerden wie ein Chamäleon zeigen kann. Und das bei 80% der Betroffenen eben vorrangig nicht nur über Bauchsymptome, sondern durch eine Vielzahl an internistischen Auffälligkeiten. Wenn der Bauch einmal durch Glutenreduktion ruhiger geworden ist, ist es sehr mühsam zur Abklärung einer Zöliakie den Patienten wieder zu belasten und in den Schmerz oder die Verdauungsbeschwerden zu bringen.

Liegt eine nicht diagnostizierte Zöliakie vor und es wird immer mal glutenfrei, dann glutenreduziert oder auch mal glutenhaltig gegessen, steigt das Risiko für schwere Darmerkrankungen um 80%. Dies sollten dringend vermieden werden.

TIPP

Wenn Sie den Verdacht haben unter einer Zöliakie zu leiden – versuchen Sie nicht alleine eine Diät, sondern klärenSie erst erst die Ausschlussdiagnose Zöliakie ab. Ist die Zöliakie-Diagnose negativ, lohnt es sich die Ernährung in Richtung Bauchschmeichler-Kost umzustellen.

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