close
DAAB - Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Suche search

Darm im Fokus

Darmgesundheit oder gestresster Darm sind nur einige Begriffe, die aktuell immer häufiger in den Medien auftauchen. Alleine Google zeigt im Internet sechsstellige Einträge zum Stichwort „Darmgesundheit“ an. Nicht zuletzt durch entsprechende „Bestseller“ hat es das Thema aus der Tabuecke in die Medien geschafft.

Doch was steckt dahinter? Schaut man sich die Verkaufszahlen entsprechender „darmgesunder“ Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel an, könnte man meinen, der Darm ist das Geschäftsmodell des Jahrzehnts. Laktosefreie- oder glutenfreie Produkte, Protiotika für darmgesunde Ernährung oder die neue FODMAP-Diät. Das Geschäft mit dem Darm blüht, doch die Betroffenen bleiben dabei auf der Strecke. Denn es gibt sie nicht, die einheitliche Ernährungsform oder das generelle Heilmittel für Darmbeschwerden.

Treten Unregelmäßigkeiten bei der Verdauung auf oder immer wiederkehrende Magen-Darmbeschwerden, lohnt es sich neben einer ärztlichen Abklärung das Essmuster anzusehen. Bevor einzelne Lebensmittel angeprangert werden oder strikte Diäten durchgeführt werden lohnt sich der Blick auf das tägliche WAS, WANN, WIE und WIEVEL. Sicherlich weniger populär und lukrativ, aber näher an der Gesundheit der Patienten. Und vor allem aus unserer Erfahrung: hilfreicher!

Das WAS, WANN, WIE und WIEVIEL der Ernährung

Ist der Darm in Unruhe, macht sich das durch Verdauungsprobleme bemerkbar. Festsitzende Blähungen (Meteorismus), Schmerzen, wechselnde Stühle, Verstopfung (Obstipation) oder Durchfall (Diarrhoe) können die Folge sein. Die Ursachen sind vielfältig. Bevor jedoch teure und belastende Untersuchungen durchgeführt werden, lohnt es sich, erstmal die Lebensumstände und die Ernährung unter ernährungsphysiologischen Aspekten unter die Lupe zu nehmen. Denn unser Darm reagiert auf die Art und Weise der Nahrungsaufnahme. Das WAS, WANN, WIE und WIEVIEL beeinflusst eine gute Darmfunktion, also eine ausreichende Resorption der Nährstoffe und eine funktionierende Verdauung. Und dies ist individuell unterschiedlich.

Unser Darm ist keine Verdauungsmaschine

Jeden Tag gelangt eine Vielzahl unterschiedlichster Nahrungsmittel in unseren Körper. Verdauung nennt man den Vorgang, bei dem der Körper diese Nahrung in verwertbare Bausteine umwandelt, denn die über den Mund zugeführte Nahrung ist in ihrer ursprünglichen, nicht aufgeschlossenen Form für den Körper nicht oder nur wenig verwertbar. Im Zuge der Verdauungsprozesse werden unsere Lebensmittel in kleinere Bestandteile zerlegt, die in Blut beziehungsweise Lymphe aufgenommen und in den Stoffwechsel eingeschleust werden können. Dies wird durch ein komplexes Zusammenwirken physikalischer, chemischer und enzymatischer Prozesse erreicht.

Der erste Schritt der Verdauung ist das mechanische Zerkleinern der Nahrung im Mund. Durch das Kauen der Nahrung kann der Geschmack besser wahrgenommen werden. Dies und der Kauprozess als solcher regt die Speichelbildung an und initiiert die Magensaftsekretion. Beides sind wichtige Faktoren für eine gute Verdauung. Aber nicht nur das Kauen, auch die Art und Weise wie wir Essen trägt dazu bei, dass der Darm geschmeidig funktioniert. Schnell mal zwischendurch Essen oder nebenbei beim Fernsehgucken, wirkt sich eher negativ auf die Verdauung aus.

Die Verdauung beginnt also im Mund, wenn wir Essen einspeicheln und zermalmen, wird im Magen und in den einzelnen Darmabschnitten durch mechanische und chemische Spaltung der Nahrungsbestandteile fortgesetzt.

Der im Mund zerkleinerte Speisebrei gelangt über die Speiseröhre in den Magen. Der Magen dient hier als Auffangbehälter. Je nach Zusammensetzung des Speisebreis gibt es unterschiedliche Verweilzeiten der Nahrung im Magen. Eiweiß- und Fetthaltige Mahlzeiten bleiben bis zu 5 Stunden im Magen. Mahlzeiten mit einem hohen Kohlenhydratanteil nur 30 bis 60 Minuten. Durch die Peristaltik des Magens wird der Brei mit Magensaft und Enzymen vermischt und erhält eine Säuredusche, die nahezu alle Bakterien abtötet und wichtig für die weitere Bereitstellung von Nährstoffen ist. Zerkleinert wird der Speisebrei portionsweise in den oberen Darmabschnitt (Zwölffinderdarm) abgegeben. Je länger der Speisebrei im Magen ist, desto langsamer und in kleineren Portionen wird er in den Dünndarm abgegeben, umso besser ist dies für unser Wohlbefinden und für unseren Darm. Für den weiteren Verdauungsprozess tragen die Verdauungssäfte des Dünndarms, die Gallenflüssigkeit aus der Leber und der Saft der Bauspeicheldrüse bei. Beides wichtige Organe, die bei Darmbeschwerden unter die Lupe genommen werden müssen.

Der Dickdarm dickt ein

Ist die meiste Verdauungs- und Spaltungsarbeit getan, geht es in den Dickdarm. Im Dickdarm werden die Reste zu einer gleitfähigen Masse eingedickt. Der Dickdarm liegt wie ein umgedrehtes U im Bauchraum und die Stuhlsäule muss zuerst aufwärts, dann seitwärts und schließlich mit einem Schlenker abwärts transportiert werden. Rutscht der Stuhl zu schnell durch oder es wird zu wenig Wasser entzogen oder im Darm gebunden, entsteht Durchfall. Verstopfung entsteht hingegen, wenn die Stuhlmasse zu fest wird, weil sie zu wenig Wasser und Luft gebunden - oder schlichtweg nicht gut weiter transportiert wird. Besonders empfindliche Punkte sind die Kurven unter dem rechten und linken Rippenbogen. Betroffene beschreiben hier ein Ziehen oder ein stechenden Schmerz. Grund hierfür können Luftansammlungen in den Bereichen sein, die durch den Stuhl nicht gebunden werden und so zu einer Druckerhöhung führen beziehungsweise eine Art Stoppstein darstellen.

Zeit lassen und regelmäßig Essen sind also zwei wichtige Bausteine, um eine gute Verdauung zu erzielen, aber speziell die Zusammensetzung der Nahrung beeinflusst die Art und Weise der Verdauung maßgeblich. Besonders die Verdauungsvorgänge im Dünn- und Dickdarm lassen sich durch eine überlegte Zusammensetzung der Mahlzeiten wesentlich beeinflussen.

Bauschmeichler-Kost

Zeit fürs Essen lassen und regelmäßige Mahlzeiten und Essen in angenehmer Atmosphäre sind wichtige Bausteine, um eine gute Verdauung zu erzielen. Doch dabei ist die Zusammensetzung und Qualität der Lebensmittel von großer Wichtigkeit. Besonders die Verdauungsvorgänge im Dünn- und Dickdarm lassen sich durch eine überlegte Zusammensetzung der Mahlzeiten wesentlich verändern und Blähungen, Krämpfe, Durchfälle oder Verstopfung positiv beeinflussen.

Die Hauptnährstoffe unserer Nahrung sind Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. Jede Lebensmittelgruppe enthält diese Nährstoffe in unterschiedlicher Menge und Qualität. Sie sind die Hauptdarsteller der „Darmgesunden Ernährung“. Eine tragende Nebenrolle spielen die Ballaststoffe, aber auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe müssen mitspielen und nicht zu vergessen die Bakterien.

Unsere Nahrung braucht, je nach Zusammensetzung, 50 bis 70 Stunden bis sie einmal durch den Verdauungstrakt gereist ist. Deshalb ist die Zusammensetzung so wichtig. Erlauben Sie uns einen Vergleich: Schlechtes oder falsches Öl im Auto-Motor verringert die Leistung und macht ihn irgendwann kaputt.

Das tut Ihrem Darm gut:

  • Trinken Sie ausreichend Wasser und ungesüßten Tee über den Tag verteilt.
  • Gemüse und Hülsenfrüchte sind der Baustein einer darmgesunden Kost. Achten Sie auf die Zubereitung. Gern mit einer Fett- und/oder Eiweißkomponente.
  • Sauermilchprodukte wie Naturjoghurt, Naturquark, Buttermilch, Kefir, Dickmilch.
  • Obst am liebsten in Kombination mit Fett oder Eiweiß, zum Beispiel Quark, essen.
  • Nüsse oder Nussmehle sind wichtige Lieferanten für Eiweiße und hochwertige Fettsäuren.
  • Hafer als Getreide mit löslichen und unlöslichen Ballaststoffen gerne mit in die tägliche Kost einbauen, zum Beispiel als Porridge.
  • Pellkartoffeln sind besser als Salzkartoffeln (Stichwort resistente Stärke).
  • Fleisch als magere Stücke, wie Filet oder Steak. Bitte achten Sie auf Qualität und Herkunft!
  • Rührei, Omelette. Bitte achten Sie auf Qualität und Herkunft!
  • Fisch, speziell Lachs, Hering, Thunfisch.
  • Hochwertige Öle wie Rapsöl, Olivenöl, Leinöl oder kaltgepresstes Sonnenblumenöl.

Das tut Ihrem Darm nicht gut:

  • Süße Getränke und größere Mengen Fruchtsäfte.
  • Üppige Obstmengen als isolierte Mahlzeit.
  • Kohlenhydratreiche Nahrung in Form von Brot aus Weißmehl, Beilagen, Süßigkeiten, Getreidedrinks (Reis) und nur mit kleinem Gemüseanteil.
  • Verzehr von erhitzen Milchprodukten, wie Fruchtjoghurt, Fruchtquark- oder -milch, H-Milch.
  • Ausschließlich Blattsalate.
  • Fertiggerichte.
  • Geräuchertes, Paniertes, fettige Fleischstücke und Wurst.

Wussten Sie schon:

Bei Getränken ist die richtige Temperatur entscheidend.Getränke mit Raumtemperatur sind gut für empfindliche Bäuche. Dagegen sollten kalte Getränke eher vermieden werden. Bei zu festem Stuhlgang können kalte oder heiße Getränke hingegen die Darmbewegung fördern.

Eine fettarme Kost ist nicht zu empfehlen. Eine durchgängig fettarme Kost ist gerade für unruhige Bäuche eher nicht zu empfehlen. Allerdings ist dies auch kein Freifahrtsschein für große Fettmengen. Passen Sie die Fettmengen Ihrem Kalorienbedarf an und reduzieren Sie eher die Stärke- und Zuckerlast in der täglichen Kost. Bevorzugen Sie gute Öle und verwenden Sie gerne Ölsaaten und Nüsse.

Essmuster sind wichtig. Achten Sie verstärkt auf Ihre Körpersignale. Haben Sie Hunger? Dann ist es wirklich Zeit für eine Mahlzeit. Haben Sie Heißhunger? Dann überprüfen Sie die vorherigen Mahlzeiten auf ihren Zuckergehalt. Sind Sie satt? Dann hören Sie auf zu essen, auch wenn noch etwas auf dem Teller liegt.

Fazit:

Eine Bauchschmeichler-Kost ist eine abwechslungsreiche Kost mit einem hohen Anteil an Gemüse, Sauermilchprodukten, hochwertigen Fett- und Eiweißquellen. Wie dies im Einzelnen aussieht, stellen wir Ihnen als Mitglied gerne in unserem Infomaterial zur Bauchgesunden Ernährung vor.

Tipp:

Die Ernährungsberater des DAAB stehen Ihnen gerne für eine individuelle Beratung zur Darmgesunden Ernährung zur Verfügung. Für DAAB-Mitglieder bietet das DAAB-Wissenschaftsteam eine detaillierte Beratung an, beispielsweise können Sie sich, neben vielen anderen Fragen, die das Thema Ernährung betreffen, auch über Angebote zu Beratungen vor Ort informieren.

Datenschutzeinstellungen Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere alle
Einstellungen
Cookie Einstellungen Hier haben Sie die Möglichkeit der Auswahl oder Deaktivierung von Cookies.
Speichern
Ich akzeptiere alle
Zurück