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DAAB - Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
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Schulmedizin versus Erfahrungsmedizin?

Allergien, Asthma oder Neurodermitis sind chronisch verlaufende Erkrankungen, die schubweise auftreten und eine starke Belastung für Betroffene und Angehörige darstellen. Es ist daher verständlich, dass sich viele Patienten neben der wissenschaftlichen Schulmedizin auch nach alternativen Behandlungsmethoden umsehen. 
Sie erhoffen sich weniger Nebenwirkungen, zudem nehmen sich die Anbieter der (meist privat bezahlten) alternativen Verfahren oftmals mehr Zeit für ihre Patienten. 
Und dies sowohl für die Anamnese als auch für die Behandlung. 
Rund sechzig Prozent der Bevölkerung nehmen daher alternative Heilmethoden in Anspruch. Die Zahl der Ärzte, die auch Komplementärmedizin anbieten, hat sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren folgerichtig verdreifacht. Auch zeigen Studien, dass die Nutzer solcher Verfahren mehr selbst unternehmen, um wieder gesund zu werden, der Zuspruch durch den Therapeuten hier also auch ein Umdenken in der Lebensgestaltung auslöst.

DAAB-Tipps

  • Bevor Sie sich für ein Verfahren entscheiden, wägen Sie Nutzen, Kosten und Risiko der Methode ab.
  • Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen eine 100prozentige Heilung versprochen wird, die viel Geld kostet.
  • Entscheiden Sie sich nicht nur aufgrund einer subjektiven Einschätzung („mir hat das gut geholfen…“) für eine Methode.
  • Achtung: in vielen Betroffenen-Foren gibt es „professionelle Betroffene“, die unter verschiedenen Usernamen einzelne Therapien als hilfreich oder heilend loben. Diese Profi-User werden vom jeweiligen Anbieter für diese „Erfahrungsberichte“ bezahlt.
  • Brechen Sie keine laufende medizinische Therapie ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Setzen Sie nicht kurzfristig Medikamente ab.
  • Informieren Sie sich über die angebotene Methode bei unabhängigen Stellen wie dem DAAB oder den Verbraucherzentralen und befragen Ihren behandelnden Arzt.
  • Nicht alle alternativen Methoden sind harmlos oder ohne Nebenwirkungen. 
  • Achtung vor importierten pflanzlichen Medikamenten: sie sind z.T. mit Schwermetallen belastet.

Methoden, die nach aktueller Studienlage kritisch sind:

Einige Verfahren werden aufgrund objektiver Informationen von Wissenschaftlern als nicht sinnvoll eingestuft. Nachfolgend einige stichwortartige Informationen hierzu:

Die Kinesiologie beansprucht, Allergien und Unverträglichkeiten dadurch zu erkennen, dass die Berührung eines Allergens zu Änderungen der Muskelspannung führt, die ein erfahrener Kinesiologe erfassen könne. Kontrollierte Studien konnten diese Zusammenhänge nicht bestätigen.

Die Bioresonanz basiert auf der Behauptung, dass der Mensch von elektromagnetischen Schwingungen umgeben ist, die durch Allergien verändert werden und dies aufzeigen können. Diese Schwingungen werden mit bestimmten Geräten erfasst. Allergien sollen so diagnostiziert werden und im Folgenden auch „gelöscht“ werden. 
In kontrollierten Studien an verschiedenen Universitäten und Kliniken wurde dies überprüft. Die Wirkweise konnte nicht bestätigt werden. Das Studienfazit ist, dass die Bioresonanz als nicht sinnvoll eingestuft wird. Zudem gab es Fälle, bei denen die Betroffenen sich dem „gelöschten“ Allergen wieder aussetzten und schwere allergische Reaktionen erlitten.
 
Der IgG- (IgG4) Antikörper-Test wird zur Diagnose von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten angepriesen. Auf Basis einer Blutuntersuchung sollen eine Vielzahl von angeblich unverträglichen Lebensmitteln festgestellt werden können und dadurch Rückschlüsse auf verschiedene Erkrankungen und Symptome gezogen werden. Die durchzuführenden Diäten sind sehr einschränkend. Das Verfahren wird von den deutschsprachigen sowie europäischen allergologischen Ärzte- und Verbraucherverbänden strikt abgelehnt. 

Bei der Eigenblutbehandlung wird dem Patienten Blut entnommen, aufbereitet oder in unveränderter Form wieder zugeführt. Das Wirkprinzip basiert auf der Vermutung, dass körpereigene Stoffe den Organismus zu einer verstärkten Abwehrreaktion anregen können. Das Blut des Patienten dient quasi als Medikament. Ja nach Verfahren werden dem Blut verschiedene Substanzen zugesetzt, wie Schlangengift, Ameisensäure oder homöopathische Mittel. Zur Wirksamkeit gibt es nur wenige Studien, die im Ergebnis nicht überzeugen. 
 
Die Orthomolekulare Medizin wird häufig zur Stärkung des Immunsystems empfohlen und in Bezug auf Allergien, Asthma und Neurodermitis angepriesen. Die Idee dahinter ist, dass Krankheiten aufgrund von Mangelzuständen auftreten. Um diesen vorzubeugen oder sie zu behandeln, werden dem Körper Substanzen in großer Menge und in Kombinationen zugefügt, die normalerweise im Körper vorhanden sind, wie Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente. Dagegen stehen Untersuchungen, dass bei gesunden Personen die Einzelstoffe und Kombinationen keinen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. In den meisten Studien wurde die Wirkung der Einzelstoffe nie in der hohen Dosis untersucht, wie sie in der orthomolekularen Medizin eingesetzt werden. Nach Ansicht des DAAB ist es sinnvoll, Mangelzustände von Vitaminen und Mineralstoffen gezielt mit einer entsprechend angepassten Dosis an Nahrungsergänzungsmitteln zu beheben, allerdings sollten diese Mittel nicht pauschal, nach dem „Motto: viel hilft viel“  eingesetzt werden.

Verfahren, die positiv wirken können:

Akupunktur 
Wie und warum die Akupunktur wirkt, ist noch nicht umfassend erforscht. Die Akupunktur geht davon aus, dass energetische Leitbahnen (Meridiane) existieren, die sich durch den ganzen Körper ziehen. Entlang der Meridiane sollen Nadeln bestimmte Triggerpunkte stimulieren und damit eine Blockade lösen. Wichtig ist bei der Akupunktur, dass sie in die Hand eines geschulten Akupunktur-Arztes gehört. 

Studienlage 
Verschiedene Studien zeigten, dass eine Akupunkturbehandlung die Therapie bei allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) positiv unterstützen kann. Dabei gibt es offenbar Unterschiede zwischen einer ganzjährigen und einer saisonalen allergischen Rhinitis. Wurden Betroffene mit einer ganzjährigen allergischen Rhinitis an tatsächlichen Akupunkturpunkten behandelt, führte dies zu einer deutlichen Reduzierung der Symptome und zu einer Steigerung der Lebensqualität. Die Effekte der Behandlung waren auch nach Abschluss der Akupunktursitzungen noch vorhanden und nachweisbar. 
Litten die Betroffenen unter saisonalen rhinitischen Beschwerden, erzielten die durchgeführten Untersuchungen unterschiedliche Ergebnisse. Während einige Studien keine Erfolge zeigten, dokumentierte eine deutsche Studie zur saisonalen allergischen Rhinitis eine deutlichen Verbesserung der krankheitsspezifischen Lebensqualität und eine verminderte Einnahme des Antihistaminikums. Dieser Effekt ließ sich jedoch nicht mehr für das Folgejahr bestätigen. 
Der DAAB empfiehlt, die Akupunktur bei allergischer Rhinitis durchaus als begleitende Therapie auszuprobieren. 
Hinweis: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Akupunktur-Behandlung zurzeit meist nur bei chronischen Rückenschmerzen und chronischen Knieschmerzen aufgrund von Arthrose. Die Behandlung darf dabei ausschließlich von Ärzten mit einer qualitätsdefinierten Zusatzqualifikation in Akupunktur ausgeführt werden. Bei Krankheitsbildern wie Migräne oder Allergien erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Akupunktur in der Regel nicht. 

Homöopathie 
Homöopathie ist eines der beliebtesten alternativen Verfahren, obwohl die Wirksamkeit umstritten ist. Die Homöopathie setzt auf das Prinzip „ähnliches mit Ähnlichem behandeln“. 
Zur Herstellung homöopathischer Arzneimittel werden die Grundsubstanzen potenziert (verdünnt) und dazu wiederholt (z.B. im Verhältnis 1:100) mit Wasser oder Ethanol verschüttelt. Die Lehre der Homöopathie ist nicht anerkannt, da klinische Studien selten eine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel finden. Die wahrgenommenen Erfolge werden dem Glauben des Patienten an die Wirksamkeit der Behandlung (Autosuggestion) oder der Qualität der Beziehung zwischen Therapeuten und Patienten zugeschrieben. Dennoch zeigen Beobachtungsstudien zur Homöopathie bei Kindern und Erwachsenen mit Allergien und / oder Neurodermitis häufig eine Linderung der Beschwerden und eine verbesserte Lebensqualität. Kritiker weisen daraufhin, das solche Studien die Placeboeffekte (positive Erwartungshaltung gegenüber der meist privat finanzierten Therapie, erhöhte Aufmerksamkeit durch den Therapeuten, kontinuierliche Betreuung) nicht ausschließen können.

Phytotherapie - Pflanzen mit Heilkraft 
Pflanzen als Heilmittel sind Bestandteil der ältesten Heilkunst der Welt, der Phytotherapie. Sie umfasst die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten mit Pflanzen. Pflanzenteile und deren Zubereitungen (Extrakte, Tees) sowie pflanzliche Fertigarzneimittel (Phytopharmaka) werden aus wässrigen, alkoholischen oder organischen Extrakten der Pflanzen gewonnen. Diese werden in unterschiedliche Formen gebracht – etwa als Tabletten, Dragees oder Tropfen. Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs unterliegen den gleichen Kriterien zu Nachweis der Wirkung und der Unbedenklichkeit wie synthetische Arzneimittel. Das "Gütesiegel Arzneimittel" bietet eine Orientierungshilfe. An der Zulassungsnummer, der "Z. Nr.", erkennt ein Nutzer, ob es sich um ein geprüftes und zugelassenes Medikament handelt. Fehlt diese, fällt das Mittel in der Regel unter das Lebensmittelgesetz und gilt als Nahrungsergänzung. Hier muss kein Beweis für die Wirksamkeit erbracht werden. 
Pflanzliche Arzneimittel wirken, das bedeutet aber im Gegenzug, dass sie auch unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen können. Daher gilt: Nicht alles, was "pflanzlich" ist, ist auch immer "harmlos". Die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker ist daher auch vor der Anwendung von Phytopharmaka zu empfehlen. 
Achtung Kreuzallergien: Achten Sie speziell bei einer Pollenallergie auf mögliche Kreuzallergien und lassen sich durch das Wissenschaftsteam des DAAB hierzu beraten. Spezielle Vorsicht gilt hier bei ätherischen Gurgellösungen sowie Inhalationen und Kräutertees.

Kneipp´sche Verfahren
Das Gesundheitsprinzip des Pfarrers Sebastian Kneipp umfasst mehr als Wechselbäder, Wassertreten und kalte Güsse. Sein Ansatz ist ein ganzheitliches Naturheilverfahren. 
Das Therapiesystem besteht aus fünf Säulen:

  1. Die Wassertherapie soll durch kalte und warme Wechselgüsse den Körper abhärten, für eine bessere Durchblutung sorgen und das Immunsystem stärken. Heißes Wasser entspannt zudem Muskulatur und Haut. Eingesetzt werden Wassertreten, Teilgüsse (wie Arm- und Beingüsse), Ganzkörpergüsse sowie Bewegungs-, Dampf- und Bürstenbäder.
  2. Die Phytotherapie mit Heilpflanzen, die als Zusatz zu Bädern, zur Inhalation, für Wickel oder als Tee eingesetzt werden.
  3. Die Bewegungstherapie mit Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen oder Gymnastik, um den Körper zu stärken, Rückenleiden vorzubeugen und Kreislauf und Stoffwechsel anzuregen.
  4. Die Ernährungstherapie mit vollwertiger, naturbelassener und vitaminreicher Kost.
  5. Die Ordnungstherapie mit einer natürlichen Lebensführung, ausreichend Schlaf, reichlich Bewegung in der freien Natur, gesunder Ernährung und wenig Stress. 

Die Kneipp-Therapie kann vorbeugend sowie begleitend zur Behandlung bestehender Erkrankungen eingesetzt werden.

Tipp

Weitere begleitende Verfahren mit häufig positiven Wirkungen sind zum Beispiel Nasenduschen mit Solen, die Balneotherapie, Klimatherapien, Atem- und Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining, Bewegungstherapie sowie spezielle Ernährungsumstellungen.

Zu den vielfältigen Verfahren bietet der DAAB den Ratgeber „Alternative Heilmethoden“ an sowie für Mitglieder des DAAB eine Beratung durch das Wissenschaftsteam.

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