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Risikobewertung: Erdnüsse auf der Flugreise

Risikobewertung Erdnüsse auf der Flugreise

 /  Tina Christiansen

Aus unserer Beratungspraxis wissen wir, dass einige Patient:innen mit Erdnussallergie Flüge scheuen, aus Angst vor einer schweren anaphylaktischen Reaktion, die durch den Verzehr von Erdnüssen eines anderen Passagiers an Bord ausgelöst werden könnte. Daher möchten wir heute darüber aufklären, wie das Risiko bei einem Flug aussieht und was hilfreiche Maßnahmen zur Vermeidung einer schweren allergischen Reaktion an Bord sind.

Zunächst eine generelle Betrachtung, die sich nicht nur auf das Flugzeug bezieht: 
Grundsätzlich ist es durchaus möglich, dass über Luft übertragenes Erdnussprotein bei sehr empfindlichen allergischen Patient:innen eine allergische Reaktion auslösen kann. Das Risiko ist jedoch beim Verzehr von Erdnüssen durch einen anderen Passagier sehr gering. Und was bei dieser Art der Allergenaufnahme nicht erfolgt, ist eine schwere allergische (=anaphylaktische) Reaktion.

Zur besseren Einschätzung des möglichen Risikos, gibt es einige Aspekte zu beachten.

Wie viel Erdnussprotein gerät in die Luft, wenn Erdnüsse in einem geschlossenen Raum verzehrt werden?

Dazu gibt es Messungen, bei denen man die Umgebungsluft nach dem Öffnen einer Tüte mit Erdnüssen oder dem Knacken von Erdnüssen in Schale auf Erdnussproteine getestet hat. Dabei kam heraus, dass Erdnussprotein nur im Abstand von bis zu 1 m um die Quelle herum feststellbar war und das auch nur unmittelbar während des Schälens oder Öffnens der Tüte. Bereits wenige Minuten nach Beenden des Schälvorganges oder Öffnens konnte kein Erdnussprotein mehr in der Luft nachgewiesen werden.

Daher ist relevant, wie nah man an einer „Erdnussquelle“ sitzt. Sollte ein Passagier, der mehrere Reihen vor oder hinter einem Erdnussallergiker oder einer -allergikerin sitzt, Erdnüsse verzehren, so reicht die Menge an Allergen nicht aus, um eine allergische Reaktion auszulösen. Außerdem wird die Luft in Flugzeugkabinen umgewälzt und durch sehr feine Hepa-Filter ständig gereinigt und Allergene zurückgehalten, sodass die eh schon geringe Proteinmenge nicht bei den betroffenen Passagieren ankommt.

Geruch von Erdnüssen: keine Panik

Voraussetzung für eine allergische Reaktion ist, dass das auslösende Protein in den Körper des Allergikers oder der Allergikerin gelangt. Der reine Geruch von Erdnuss enthält kein Protein und kann daher auch keine echte allergische Reaktion hervorrufen.

Manche Personen entwickeln dennoch Beschwerden, wenn sie den deutlichen Eigengeruch von Erdnüssen wahrnehmen. Die hervorgerufene Übelkeit kann in diesem Fall als sinnvoller Schutzmechanismus angesehen werden, der dem Körper signalisiert: „Stopp, bleib hier weg, das ist nichts für Dich.“

Möglich ist es jedoch auch, dass der Erdnuss-Geruch mit einer vergangenen allergischen Reaktion assoziiert wird, was dazu führen kann, dass es zu Beschwerden kommt, die denen einer allergischen Reaktion ähneln. Diesen Zusammenhang sollten Allergiker:innen kennen, um eine ausschließlich auf den Geruch auftretende Reaktion richtig einschätzen zu können. Wichtig ist in einer solchen Situation nicht in Panik zu geraten. Denn auch Panik kann Symptome erzeugen, die einer allergischen Reaktion ähnlich sind wie Kurzatmigkeit oder Atemnot.

Unsere Tipps:

Das größte Risiko – im Flugzeug oder auch anderen Situationen – besteht im versehentlichen Verzehr von Erdnüssen. Daher empfehlen wir auf längeren Flügen, eigenes Essen mitzubringen und auf das Essensangebot im Flieger zu verzichten.

Wer mit kleinen Kindern reist, die noch häufig die Finger in den Mund stecken, kann mit einem seifenhaltigen Feuchttuch Tische und Lehnen abwischen. Wer seinen Sitzplatz auf mögliche Reste des vorherigen Passagiers überprüfen möchte und gegebenenfalls einen Schonbezug über den Sitz ziehen will, für den kann ein frühes Boarding empfehlenswert sein.

Sie können, wenn Sorge besteht, auch eine FFP2-Maske tragen.

Informieren Sie das Kabinenpersonal über die Allergie ruhig und sachlich und bitten Sie ggf. Mitreisende auf den Verzehr von Erdnüssen zu verzichten.

Wir wünschen uns Verständnis für Allergiker:innen und Rücksichtnahme der Mitreisenden in einer solchen Situation z. B. durch den freiwilligen Verzicht auf Erdnussflips oder Erdnüssen und dass Ihnen die Information hilft, das tatsächliche Risiko der Situation richtig einzuschätzen.

Als Mitglied beraten wir Sie gerne in einem persönlichen Gespräch zum Umgang bei Nahrungsmittelallergien.

Informationen zu einer Mitgliedschaft im DAAB finden Sie hier:

https://www.daab.de/daab/mitglied-werden

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