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Erdnuss-Allergie: Neue Therapie, erste Erfolge

Erdnuss-Allergie Neue Therapie, erste Erfolge

 /  Tina Christiansen

Dank eines neuen Medikamentes gibt es Hoffnung für Erdnuss-Allergiker:innen. Die alltägliche Belastung, die mit einer Erdnuss-Allergie einhergeht, soll mittels Palforzia, einem Medikament zur oralen Immuntherapie, entschärft werden. 
Erste Erfolge werden aus Norddeutschland gemeldet. Ein Fallbericht von Dipl. oec. troph. Amely Brückner.

Fallbeispiel Lukas

Der 14-jährige Lukas hat eine Erdnuss-Allergie. Als Kleinkind reagierte er nach dem Verzehr eines Erdnussflips mit Quaddeln und Atemnot. Seitdem gilt für ihn nur eins: striktes meiden aller Lebensmittel mit Erdnuss. Auch bei Lebensmitteln, bei denen Erdnuss nicht auf der Zutatenliste steht, die aber unbeabsichtigt Erdnuss, also sogenannte „Spuren“ enthalten können, ist er vorsichtig. 

Trotzdem hat er in der Zwischenzeit noch zweimal auf Erdnuss reagiert und musste einmal seinen Adrenalin-Autoinjektor aus dem Notfallset verwenden. 
Das strikte Meiden von Erdnuss und das Notfallset waren bisher der einzige Schutz vor einer anaphylaktischen Reaktion. Dazu müssen die Medikamente jedoch stets mitgeführt werden, die Anwendung muss bekannt und eingeübt sein. 
Darum haben Lukas und seine Eltern auch an einer Anaphylaxie-Schulung teilgenommen. 

Selbst wenn alle Faktoren berücksichtigt werden, wirbelt eine Erdnuss-Allergie das Leben der ganzen Familie und ihres sozialen Umfeldes durcheinander. 
Spontanes Essen außer Haus, Urlaub, Klassenfahrten und Freizeitaktivitäten sind eine Herausforderung und machen das Leben kompliziert. 

Neue Immuntherapie

Nach langer Forschung an einer strukturierten Therapie für Erdnuss-Allergiker:innen wurde vor knapp zwei Jahren die orale Immuntherapie zunächst in den USA und vor eineinhalb Jahren in Europa zugelassen. 

Ziel der Therapie ist, durch den regelmäßigen Verzehr steigender und genau definierter Mengen Erdnussprotein den Körper daran zu gewöhnen und so unempfindlicher zu machen. Am Ende der „Reise“ steht also nicht der problemlose Verzehr einer Tüte Erdnussflips, sondern durch das Anheben der auslösenden Schwelle einen besseren Schutz zu haben, wenn versehentlich kleine Mengen von Erdnuss verzehrt werden.  

Seit rund einem Jahr ist das Medikament Palforzia auf dem deutschen Markt verfügbar. Es ist zugelassen für Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren, kann aber auch weiterverwendet werden, wenn der Patient/die Patientin im Laufe der Therapie volljährig wird. 

Erste Kliniken und dermatologische/pädiatrische Zentren haben bereits Erfahrungen mit der Therapie gesammelt. Dazu gehören die Elbe Kliniken in Buxtehude und Stade, die derzeit bundesweit eines der Zentren sind, welches bei vielen Patient:innen diese Therapie eingeleitet haben.  Lukas ist einer von ihnen.

Die Therapie verläuft in drei Phasen

  1. initiale Aufdosierung in der Klinik
  2. Phase der Dosissteigerung über den Zeitraum von ca. einem halben Jahr
  3. die Erhaltungsphase, die mit einer täglichen Einnahme von  300 mg Erdnussprotein (Erhaltungsdosis, die ein bis zwei Erdnüssen entspricht) über einen Zeitraum von mindestens eineinhalb bis zwei Jahren andauert. 

Was zunächst aufwendig erscheint, wird schnell zur Routine. Das hat auch Lukas so erlebt. Er war einer der Ersten in Deutschland, der sich mit seinen Eltern für die orale Erdnuss-Therapie entschieden hat. Damit die Umsetzung ohne größere Hürden auch bei Urlaubszeiten, Klassenfahrten oder Infekt-Zeiten gut gelingt, sollte zwischen den Patient:innen, Eltern und dem Klinik-Team ein guter Austausch bestehen. 

Gibt es Nebenwirkungen?

Lukas entwickelte zu Beginn der Therapie ab und zu leichte Bauchbeschwerden. Im Laufe der Therapie traten diese Beschwerden immer seltener auf, irgendwann gar nicht mehr. 
In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass die häufigste Nebenwirkung Bauchschmerzen sind, die besonders zu Beginn der Therapie auftreten können. 
In sehr seltenen Fällen kann es zu schweren allergischen Reaktionen kommen, die eine Medikamentengabe erforderlich macht. In Zulassungsstudien waren diese Nebenwirkungen häufig an körperlichen Belastungen (hier ist ausdrücklich Sport gemeint) gekoppelt. Deshalb müssen Stolpersteine und Vorsichtsmaßnahmen ausführlich besprochen und das stetige Mitführen des Notfallsets gewährleistet sein. 

Lukas hat mittlerweile die Erhaltungsdosis erreicht. 
Es fühle sich gut an zu wissen, dass ihm ein bisschen Erdnuss nichts mehr ausmachen würde. Er grinst, wenn er das sagt. 
Die Einnahme des Erdnussproteins gehört in sein Leben wie Zähneputzen. Er ist entspannter mit seinen Freunden unterwegs. Das Leben ist für ihn und seine Familie einfacher geworden. 

Nach einem Bericht von Dipl.oec.troph. Amely Brückner, Elbe Klinikum Buxtehude, Klinik für Dermatologie, Kompetenzzentrum für chronische Hauterkrankungen 
Kontakt: amely.brueckner@elbekliniken.de 

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